Kommt es zum Nulltarif bei der Baufinanzierung? – Experten sagen nein!

Kommt es zum Nulltarif bei der Baufinanzierung? – Experten sagen nein!

Inzwischen sind Negativrenditen bei Staatsanleihen üblich, während sich die Bauherren bei der Baufinanzierung sowie Anleger noch gedulden müssen. Aber dennoch: Die Immobilienkredite dürften weiter sinken und so manches Angebot kratzt bereits an der Null-Grenze.

Zinsen gibt es quasi nicht mehr

Mit ihrem Geld erzielen Sparer fast keine Erträge mehr, denn die Zinsen sind quasi abgeschafft. Auf der anderen Seite erreichen die Hypothekenzinsen für Bauherren immer neue Tiefstwerte. Ein Baufinanzierungsvergleich zeigt, dass es Banken gibt, die mit ihren Offerten für Aufsehen erregen.

Die EZB plant erneut ein Maßnahme Paket, während es mit den Zinsen weiter abwärts geht, um in der Euro-Zone die Geldpolitik weiter zu lockern. Seit Jahren leiden die Sparer bereits unter der Politik der EZB, da nach Abzug der Inflation das Sparguthaben nichts mehr abwirft. Die Anleger, die sich nicht dem Risiko aussetzen und sich ebenfalls nicht an den Aktienmarkt versuchen wollen, dem drohen weitere Verluste, bspw. wenn die Banken Minuszinsen für Giro- oder Tagesgeldkonten einführen.

Die Politiker bringen sich in Stellung, um die Kleinsparer vor den Strafzinsen mittels eines Gesetzes zu schützen. Interessant ist, dass der Staat der große Profiteur der Minuszinsen ist und erstmals den Sparern eine 30-jährige Anleihe mit negativer Verzinsung angeboten und erfolgreich platziert hat. Allerdings gibt es ebenfalls Gewinner der Nullzins- und Minuszinspolitik der Notenbanken. Beispielsweise diejenigen die planen ein Haus zu kaufen oder zu bauen bzw. eine Anschlussfinanzierung benötigen, die können sich freuen, denn aktuell sind die Bauzinsen auf einem historisch niedrigen Niveau.

Beispielsweise kostet ein Kredit mit einer Laufzeit von 10 Jahren nach Angabe der unabhängigen FMH-Finanzberatung in Frankfurt/Main durchschnittlich 0,71%, während der Zinssatz bei einer Laufzeit von 15 Jahren im Durchschnitt bei 1,04% liegt (Stand 22. Mai 2019). Allerdings hängt der genaue Zinssatz unter anderem von der finanziellen Situation des Kreditnehmers ab.

Günstige Zinsen, doch die Hauspreise in den Großstädten und Metropolen überteuert

Der FMH-Experte Max Herbst rechnet damit, dass es zu einer weiteren Zinssenkung kommt, sollte die EZB ihre Strafzinsen wie bereits angekündigt erhöhen. Aktuell müssen die Kreditinstitute im Euroraum 0,4% Strafzinsen zahlen, wenn sie ihr Geld in der EZB parken. Im Hypothekenbereich hält Herbst Minuszinsen jedoch für „extrem unwahrscheinlich“. Denn für die Kreditinstitute ist es rein technisch bereits eine Herausforderung, bei Minusverlauf den Darlehnsverlauf ordnungsgemäß darzustellen. Laut Herbst ist es daher eher wahrscheinlich, dass selbst für geringe Darlehnssummen extrem günstige Bauzinsen angeboten werden. Sein Rat an die Kreditnehmer, die eine Anschlussfinanzierung benötigen: Augen offen halten.

Annabel Oelmann von der Verbraucherzentrale Bremen empfiehlt ähnliches wie der FMH-Experte. Wobei sie hier noch hinzufügt, dass sich beim Neukauf niemand verlocken lassen sollte. Denn nicht immer rechtfertigt der niedrige Zins allein den Kauf einer Immobilie. Zudem sollte stets eine Faustregel beachtet werden: „Zusätzlich 30% Eigenkapital vorhalten“. Oelmann gibt zudem zu bedenken, dass der Nutzen des Niedrigzins sowieso relativ sei. Der Grund ist, dass momentan in vielen Regionen die Preise explodieren, womit der Zinsvorteil natürlich aufgehoben wird.

Eine Baufinanzierung an der Hausbauer verdienen wird es nicht geben

Wer kennt sie nicht die Vergleichsportale wo wochenlang mit Minuszinsen für Kredite geworben wurde. Diese Portale haben sogar mit Geldgeschenken geworben um Kunden für sich zu gewinnen. Immobilienkäufer und Häuslebauer hoffen gerade auf etwas Ähnliches: Denn laut den Vorhersagen von Experten soll es schließlich aufgrund der immer weiter sinkenden Zinsen am Kapitalmarkt bald Immobilienkredite für lau geben. Und es soll sogar noch besser kommen, denn es soll sich sogar Geld verdienen lassen mit den Darlehn.

Doch diese Hoffnung dürfte eine Illusion bleiben. Denn dass die Banken im großen Stil den Häuslebauern und Immobilienkäufern, das Geld zum Fenster hineinschmeißt, ist unwahrscheinlich. Denn selbst ein Negativzins im Nachkommabereich würde den Instituten pro Darlehn schnell mehrere Tausend Euro kosten, wenn nicht sogar im fünfstelligen Bereich liegen. Warum sollten die Banken und Kreditinstitute das tun?

Richtig ist, dass der Einlagezins, den die Banken an die EZB zahlen, weiter fällt, dann würden auch die Baufinanzierungen günstiger. Die Banken könnten sogar, solange der Bauzinssatz über dem Einlagezins liegt, theoretisch Geld sparen. Doch dies ist nicht viel mehr als eine opportunistische Anlage und ein tragfähiges Modell lässt sich damit nicht aufbauen. Denn die Banken verlieren unterm Strich damit Geld, selbst wenn das nicht so viel ist wie bei der EZB. Daher dürfte das Interesse, in den negativen Bereich vorzustoßen eher überschaubar bleiben.

Die Dänen haben bereits negative Sollzinsen

Negative Sollzinsen gibt es bereits in Dänemark. Aber dennoch kostet ein Darlehn den Häuslebauer etwas, denn hinzukommen die Bankgebühren. Kein Immobilienkäufer oder Bauherr sollte sich der Illusion hingeben, dass er plötzlich „mehr Haus“ erhält, da er von der Bank eine Art Zuschuss erhält. Denn selbst bei einer derartigen Extremkondition dürften die Auflagen für die Kreditvergabe mindestens ebenso streng ausfallen, wie sie ohnehin schon sind, wenn nicht sogar noch strenger.

Das bedeutet, davon dürften nur wenige profitieren. Dabei würde es sich wieder ganz ähnlich wie mit den ehemaligen Lockangeboten der Vergleichsportale gestalten: In aller Regel gelten diese nur für Kleinstbeträge und solvente Antragsteller.

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